Thesenpapier über die Probleme in der Pflege in Deutschland

Im weiteren Verlauf ist ein LESENSWERTES Thesenpapier über die Probleme in der Pflege in Deutschland. Dieses Papier wurde erstellt von der Arbeitsgemeinschaft SPD 60 plus, Kreisvorstand Leer.

Immer aktuell mit der Jemgumer SPD

Die Pflege in der Krise, Pflegenotstand, die Pflegekräfte demonstrieren, 60 % der Pflegeheime weisen Mängel auf, doch der medizinische Dienst der Krankenkassen (MGK) benotet die meisten Pflegeeinrichtungen mit sehr gut.

Das Pflegepersonal in Altenheimen ist unterbezahlt, sie klagen über Erschöpfung, Stress, Frust, Hetze und mangelnde Wertschätzung.

Was ist los in Deutschlands Pflegeheimen?

Ein reiches Land wie Deutschland behandelt seine alten Menschen unmenschlich?

Wer im Alter gut gepflegt sein will muss jetzt handeln, und für andere Zustände sorgen. Wir brauchen einen Aufschrei aller, denn wir könnten die Patienten und Pflegefälle der Zukunft sein. Dazu gehört eine ehrliche Diskussion darüber, was uns gute Pflege wert ist. Es darf nicht sein, dass sich die Gesellschaft an Pflegeelend gewöhnt, weil sie glaubt, nichts ändern zu können.

Welches sind nun die Probleme, die die Pflegeheime immer wieder in die Kritik bringen:

Als erstes ist hier die mangelnde Bezahlung der Pflegekräfte zu nennen.  Die Entlohnung der Altenpflegerinnen und Altenpfleger richtet sich in öffentlichen Einrichtungen nach Tarifverträgen, in privatwirtschaftlich geführten Pflegeeinrichtungen nach Haustarifen oder sind reine Verhandlungssache. Dabei sind große Entlohnungsunterschiede festzustellen. Es kommt vor , dass eine Pflegerin oder ein Pfleger gerade mal 1.000 Euro Netto nach Hause bringt.

Zudem ist erwiesen, dass Fachkräfte in der Altenpfleger deutlich weniger verdienen als in der Krankenpflege. Dabei wird die medizinische Anforderung für die Fachkräfte im Altenheim immer höher. Inzwischen hat im Schnitt jeder Patient im Heim acht Krankheiten, von Gicht bis Demenz.  Aber es ist nicht nur die schlechte Bezahlung, die manche Pflegekraft resignieren lässt, denn auch die Arbeitsbedingungen in der Pflege sind kritikwürdig. Da ist  zum einen der Personalschlüssel, lt. Gesetz reicht in vielen Bundesländern eine einzige Pflegekraft für 50 Heimbewohner aus, um dem Personalschlüssel gerecht zu werden. Man kann sich den Entscheidungsstress der Pflegekräfte vorstellen, wenn in der Nachtschicht plötzlich 2 Personen Hilfe benötigen. 

Immer wieder klagen die Pflegekräfte, aber auch die Betroffenen über „Akkord-Pflege“, sodass für menschliche Zuwendung oder ein Gespräch mit Patienten keine Zeit bleibt.  Das Gleiche gilt  für viele ambulante Dienste,  die von Patient zu Patient hetzen. Durch die immense Belastung und die niedrige Bezahlung, dies zeigt eine EU-Studie, wirft jede fünfte Pflegekraft nach vier Jahren ihren Job hin, wechselt den Beruf oder geht ins Ausland, (Holland, Skandinavien) wo die Bedingungen besser sind.

Die „Stoppuhrpflege“ in den Altenheimen ist vom Gesetzgeber so vorgesehen und in den Vergütungsregelungen verankert, auf einen individuellen Zeitfaktor bei älteren Menschen mit körperlichen Einschränkungen kann dabei nicht eingegangen werden.  Ein weiterer Kritikpunkt ist in dem Zusammenhang die von den Pflegekräften zu leistende Dokumentationspflicht, dh. Schreibkram statt Pflege und Betreuung von Patienten.

Seit 2009 prüft der Medizinische Dienst der Krankenversichrung (MDK) die Pflegeeinrichtungen und benotet sie. Dabei tauchen große Gewichtungsprobleme in der Bewertung auf. Ein gut leserlicher Speiseplan in der Einrichtung kann z.B. mangelnde Versorgung im Bewertungsverhalten ausgleichen. Etwaige schlechte Benotung führt aber im Umkehrschluss noch lange nicht zur Schließung des Heimes, sondern höchstens zum Aufnahmestopp. So wird es dann weitergehen, dass man Menschen in Heimen mit Medikamenten ruhigstellt und mit Gurten in den Betten festbindet, aber wenn möglich können sie ja im schön gepflegten Garten spazieren gehen.

Bei Personalmangel bleiben die Bewohner im Bett, oder werden vor dem Abendessen ins Bett gebracht, „ein Stück trocken Brot reicht für die Nacht“.

Die Pflegeheime können aber mit einer guten Benotung durch den MDK weiter für sich werben.  Dabei muss die Frage erlaubt sein, ob der MDK als Einrichtung der gesetzlichen Krankenkassen Pflegeheime überprüfen sollte, da er sich ja praktisch selbst bewertet.

Altenheime, Pflegeheime und ähnliche Einrichtungen sind stark gewinnorientierte Einrichtungen. Finanzinvestoren halten große Anteile, die aber nicht in erster Linie ein Interesse an optimaler Pflege von Menschen haben, sondern an Gewinnmaximierung. Diese Entwicklung wird sicher die Zukunft sein, denn hier entsteht ein großer Bedarf, wenn man die demografische Entwicklung betrachtet.

Deshalb ist es Zeit gegenzusteuern, wir müssen den älteren Menschen eine Lobby geben, denn die Überlegung, im Betreuungsfall lieber eine polnische 24 Stunden Haushaltshilfe in Anspruch zu nehmen, kann sich nicht jeder leisten.

Verantwortlich:

Horst Bohlen, SPD AG 60 plus, KV Leer