Eine Chance für den Küstenschutz, die Ems und den Tourismus

Von Helmut Plöger und Sönke Eden

Wieder einmal Diskussionen um den Zeitpunkt der Schließung des Emssperrwerkes bei Hochwasser.
Wieder einmal der Hinweis auf den Planfeststellungsbeschluss in dem festgelegt wurde, wann eine
Schließung erfolgen soll. Wieder einmal der Hinweis, dass dieser Planfeststellungsbeschluss nicht geändert
wird.

Für uns ein Widerspruch. Unstrittig in allen Diskussionen um die Veränderung des Klimas ist die Tatsache
dass dadurch der Meeresspiegel steigt und deshalb noch mehr Maßnahmen in den Küstenschutz erforderlich
sind. In vielen Bereichen an der Küste sind die Arbeiten z.B. bei der Erhöhung der Seedeiche, in vollem
Gange. Weshalb über eine Schließung ab einer Prognose bei zwei Meter höher auflaufendem Wasserstand
nicht gesprochen wird, erschließt sich uns nicht.

Langfristig wäre ein Damm im Dollartbereich zwischen Deutschland und den Niederlanden die beste
Lösung. Das halten wir derzeit nicht für umsetzbar.

Unsere Forderung ist relativ einfach: Der Planfeststellungsbeschluss ist dahingehend zu ändern, dass eine
Schließung des Sperrwerkes bei angesagten zwei Meter höher auflaufendem Hochwasser, erfolgt damit die
emsaufwärtsliegenden Regionen geschützt sind, u.a. der Hafenbereich Jemgum und das Außendeichs
gelegene Gelände in Bingum.

Aus unserer Sicht ist der Schutz der Bereiche unterhalb des Sperrwerkes, z.B. Ditzum und Emden, damit
aber nicht ausreichend. Durch Schließung des Sperrwerkes laufen die Wasserstände dort höher auf. Deshalb
fordern wir umfangreiche Flutschutzmaßnahmen im Hafenbereich Ditzum und Emden durch den Bau von
Flutschutzmauer um dort ansässige Unternehmen zu schützen. Solche Anlagen gibt es in vielen Häfen an der
Küste.

In diesem Zusammenhang sollte das Thema Sperrwerk grundsätzlich noch einmal betrachtet werden.

Viele Flüsse in Deutschland haben sich in den letzten Jahren spürbar von den Umweltschäden der letzten
Jahrzehnte erholt. Auf die Ems trifft das leider nicht zu, ihr Zustand hat sich kontinuierlich verschlechtert.
Höhere Fließgeschwindigkeiten, höherer Salzgehalt, höherer Schlickeintrag und damit verbunden ein zu
geringer Sauerstoffanteil, der kaum noch ein überleben von nennenswerten Fischpopulationen im Fluss
zulässt, sind die Folgen.

Um diesem entgegenzuwirken hat man sich auf einen Masterplan geeinigt, der keines dieser oben
angesprochenen Probleme wirklich löst und nicht die Ursachen derer angeht.

Wenn man den Zustand der Ems wirklich verbessern will gibt es nur eine Lösung:
Einen dauerhaften Aufstau der Ems durch Schließung des Emssperrwerks und einen nachträglichen Einbau
einer Schleuse, die übrigens schon beim Bau des Sperrwerks von vielen Seiten, unter anderem der Stadt
Leer gefordert wurde.

Die Ems sollte danach auf eine bedarfsgerechte Tiefe, einschließlich der Häfen, ausgebaggert werden um
sich, nach Schließung der Schleuse zu „beruhigen“. Uns ist völlig klar, dass es damit zu einer Veränderung
bei Flora und Fauna kommen wird. Das sollte akzeptiert werden da eine Verbesserung der Wasserqualität
bei Beibehaltung der heutigen Situation nicht zu sehen ist, aber sich eine neue Flora und Fauna bilden wird.

Als Auswirkungen dieser Maßnahmen sehen wir für die Ems:
Nur noch minimalem Eintrag von salzhaltigem Wasser (durch Schleusungen) und somit auch nur noch
minimalem Eintrag von Schlick.
Die Sedimente sinken nach und nach zu Boden, das Wasser wird klarer, der Sauerstoffgehalt erhöht sich und
der Fluss kommt zur Ruhe.

Für die Häfen entlang der Ems:
Nach der einmaligen Ausbaggerung der Häfen verbessert sich auch dort wesentlich die Wasserqualität, die
vorgeschriebenen Wassertiefen für die Schifffahrt können dauerhaft eingehalten werden (zum Beispiel der
Industriehafen der Stadt Leer). Die kleinen Boots- und Jachthäfen entlang der Ems können wieder ohne
Probleme durch Boote und Segelschiffe angefahren werden, ohne Gefahr zu laufen, durch die Strömung
weggerissen zu werden oder aufgrund zu geringer Motorleistung nicht gegen den Strom anzukommen.

Für den Tourismus in der Region:
Dadurch, dass keine Strömung mehr in der Ems vorherrscht, das Wasser an Qualität gewinnt, können nicht
nur die Häfen entlang der Ems sowie deren Dörfer einen touristischen Aufschwung erleben, wie er ohne
diese Maßnahmen niemals möglich sein wird, sondern die Ems selbst kann zukünftig auf der gesamten
Länge von Papenburg bis zum Sperrwerk für den Wassersport genutzt werden und gemeinsam mit den
Häfen zu einem der größten zusammenhängenden Wassersportreviere Deutschlands werden.

Neben der Förderung des Wassersports schlagen wir vor, in bestimmten Bereich Biotope oder andere
Naturschutzrelevante Gebiete anzulegen die für „sanften“ Tourismus nutzbar sind und die Beobachtung von
Flora und Fauna ermöglichen.

Wir sind davon überzeugt, dass unser Vorschlag mit Verweis auf bestehende Gesetze und Vorschriften auf
Ablehnung stoßen wird. Allerdings sind wir auch davon überzeugt, dass Gesetze und Vorschriften durch
politische Beschlüsse zu ändern sind wenn der Wille dazu vorhanden ist.

Uns ist auch bewusst dass der Einbau und die Umgestaltung der Ems mit hohen Kosten verbunden sind.
Allerdings sollten die jetzt schon im „Masterplan 2050“ beschlossenen Maßnahmen und die weiteren Kosten
für Baggerungen gegengerechnet werden.